Bildung auf Social Media: Die Vor- und Nachteile beim Lernen auf TikTok und YouTube
Kinder und Jugendliche sind ständig am Handy, scrollen durch Instagram, TikTok, YouTube und Snapchat. Doch wer glaubt, dass sie dort nur Humor, kurzweilige Unterhaltung und den Austausch mit Freunden suchen, liegt falsch. Stattdessen wird Social Media für die Bildung immer wichtiger und beliebter. Sowohl Jugendliche als auch Erwachsene können soziale Medien erfolgreich nutzen, um zu lernen und sich weiterzubilden - wenn sie wissen, wie.
Bildung auf Social Media - Das Wichtigste im Überblick:
Sowohl Jugendliche als auch Erwachsene können Social-Media-Plattformen wie YouTube und Instagram zur Weiterbildung nutzen.
In den sozialen Medien können komplexe Themen einfach aufbereitet werden. Sie sind dann jederzeit verfügbar und können im eigenen Lerntempo bearbeitet werden.
Soziale Medien sollten die analoge Bildung nicht ersetzen, sondern ergänzen. Denn sie bringen Ablenkungsgefahr mit sich und ihre Seriosität ist nicht garantiert.
Social Media und Bildung: Wie passt das zusammen?
Bereits während der Corona-Pandemie verlagerte sich das Bildungssystem zu großen Teilen ins Internet. Weil Schulen und Universitäten geschlossen bleiben mussten, versuchte man sie durch Apps und Online-Portale zu ersetzen. Die anfangs erzwungene Umstellung wurde bald zum Trend - nicht nur in dafür vorgesehenen Portalen, sondern auch in Social Media. Bildung findet hier mehrheitlich in Form von Videos oder kurzen Clips statt, in denen unterschiedliche Sachverhalte altersgerecht und praxisnah erklärt werden.
Schüler nutzen diese Videos weniger, um sich vollständig neue Fähigkeiten anzueignen. Deutlich häufiger kommen sie auf Inhalte zurück, die sie im Unterricht noch nicht ausreichend verstanden haben. Dafür ist Social Media vor allem deshalb geeignet, weil es prädestiniert für das Vereinfachen und Komprimieren von Inhalten ist. Zeichen- und Minutenbegrenzungen motivieren die Ersteller von Postings und Inhalten dazu, den Lernstoff auf das Wichtigste herunterzubrechen. Auf diese Weise werden Schülern Grundlagen verständlich.
Diese Social-Media-Kanäle verwenden Jugendliche zum Lernen
Abhängig von der Plattform nutzen Jugendliche die sozialen Medien auf unterschiedliche Weise. So eignen sich beispielsweise Instagram und TikTok besonders, um Inhalte auf das Wichtigste zu reduzieren und verständlich aufzubereiten. Auf YouTube gibt es längere Videos, die auch komplexe Themen ausführlich erklären. WhatsApp ist für viele Schüler das Mittel der Wahl, um sich gegenseitig abzufragen oder das nächste Treffen einer Lerngruppe zu organisieren.<br>
Wissenskanäle, mit denen Jugendliche für die Schule lernen, sind zum Beispiel die folgenden:
- Auf Wissen2Go erklärt Mirko Drotschmann politische und gesellschaftliche Themen. Schüler nutzen dies vor allem, um den Geschichtsunterricht nachzubereiten.
- Auf dem Kanal Mathe by Daniel Jung erklärt ein ehemaliger Mathematikstudent auch schwierige Sachverhalte unterhaltsam und verständlich.
- Für die Schulfächer Physik und Chemie gibt es The Simple Club. Experimente und Grafiken visualisieren für Jugendliche langweilige Inhalte auf spannende Weise.
Social Media und Bildung: Wie passt das zusammen?
Doch die Möglichkeiten der Social Media Bildung beschränken sich nicht nur auf die Schule. Erwachsene, die noch etwas dazulernen wollen, finden zum Beispiel Freude an den folgenden Kanälen:
- YouTuber wie HerrAnwalt oder Christian Solmecke beantworten rechtliche Fragen und ordnen aktuelle Ereignisse juristisch ein.
- Die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim erläutert auf ihrem Kanal MaiLab die wissenschaftlichen Hintergründe alltäglicher Fragen.
- Auf TikTok gibt der Arzt Felix Berndt ("Doc Felix") medizinische Tipps und erklärt die Hintergründe bekannter gesundheitlicher Empfehlungen.
Auch neue Fähigkeiten kannst du dir durch Social Media vergleichsweise einfach aneignen. Ob Reifenwechsel, Curry kochen, Gitarre spielen oder Wasserhahn reparieren: Videotutorials auf YouTube und Instagram führen dich Schritt für Schritt durch dein Problem. Oft kannst du in Echtzeit mitmachen, pausieren, wenn du etwas länger brauchst, und wichtige Stellen mehrmals abspielen.
Das große Warum: So überzeugt Social Media in der Bildung
Durch Social Media wird Bildung zugänglich. Die Videos können an jedem Ort und zu jeder Zeit abgerufen werden. So lässt sich auch unterwegs, am See und nachts um vier Uhr lernen. Jeder Mensch kann sein Lernverhalten seinem Tempo und seinen Bedürfnissen anpassen. Dazu zählt auch, dass die Video pausiert und wiederholt werden können. Auf diese Weise wird das Wissen gefestigt. In der Schule bleibt für solche Individualisierungen und Wiederholungen häufig keine Zeit.
"Meine Wunschschule der Zukunft ist digital. Das heißt: kein langweiliger Frontalunterricht mehr. Stattdessen nehmen die Lehrer*innen ihre Unterrichtseinheiten als spannende Videovorträge auf, die Schüler*innen sich überall und jederzeit ansehen können."
Benjamin Hadrigan, Autor
In den meisten Fällen bringen die Videos in den sozialen Medien eine visuelle Komponente ein, die gedruckte Lehrmaterialien nicht nachbilden können. Wer ein Lernvideo sieht, nimmt von eingeblendetem Text über Grafiken und Bewegungen bis zu akustischer Erklärung verschiedenste Sinnesreize wahr. Das gelernte Konzept lässt sich dadurch ähnlich gut verinnerlichen wie ein Gespräch oder ein Erlebnis im Alltag. Studien haben weiterhin ergeben, dass Jugendliche Inhalte aus Lehrvideos als umsetzbarer und einfacher empfinden.
Trennung von Lehrer und Lernendem
Durch den Bildschirm sind Lehrer und Lernender getrennt. Das ist besonders für Jugendliche wichtig, die häufig unter Leistungs- und Bewertungsdruck leiden. Aber auch Erwachsene können es angenehm finden, wenn die Person, die ihnen etwas erklärt, ihnen nicht beim Üben zusehen kann. Fragen stellen können Nutzer über die Nachrichtenfunktion der sozialen Netzwerke trotzdem - manchmal sogar live.
Das Problem mit Social Media: Bildung im Internet hat auch Nachteile
Eine der größten Gefahren beim Lernen auf Social Media ist der Algorithmus. Diese Programmierung ist dafür zuständig, Nutzern neue Inhalte vorzuschlagen - auch solche, die nicht zum Thema gehören. In einer Bibliothek oder Schulstunde würde das nicht geschehen. Denn Bibliotheken sind tatsächlich nach Themen geordnet, zwischen Sachbüchern findet sich kein ablenkender Comic.
Und auch ohne Ablenkung ist die Aufnahmefähigkeit des Menschen begrenzt. Wer auf YouTube und Instagram lernen möchte, muss sich dessen bewusst sein, dass er sich trotzdem aktiv konzentrieren muss. Vor allem Kinder können leicht dazu verleitet werden, ein Video nebenbei laufen zu lassen und zu glauben, sie seien nun bestens auf eine Schularbeit vorbereitet. Hier ist es die Aufgabe von Eltern und Lehrern, zu vermitteln, dass auch im Internet mitgedacht und mitgeübt werden muss.
Ein nur oberflächlicher Lerneffekt kann auch durch zu starke Komprimierung entstehen. So erlaubt beispielsweise die unter Jugendlichen beliebte Plattform TikTok nur eine Videolänge von maximal 60 Sekunden. Komplexe Inhalte können so nicht vermittelt werden. Es ist daher wichtig, dass Social Media Bildung als Ergänzung zu analogem Lernen eingesetzt wird und nicht als Ersatz.
Zuletzt ist es im Internet nicht immer einfach, eine unglaubwürdige Quelle als solche zu identifizieren. Speziell Kinder und Jugendliche müssen das erst lernen. Doch auch in der Erwachsenenbildung liegen Gefahren: Digitale Bildung wird hier zunehmend gegen Geld angeboten.
Nicht qualifizierte Personen können dir in Online-Kursen gefährliches Halbwissen vermitteln oder dich sogar in eine Kostenfalle tappen lassen. Entsteht dir durch einen solchen Trick ein Schaden, kann oft nur noch eine Versicherung helfen. So unterstützt dich beispielsweise der Internet-Rechtsschutz von SaferYou dabei, Anzeige zu erstatten und dein Geld zurückzufordern.
FAQ
Wie kann Social Media für die Bildung eingesetzt werden?
In den sozialen Medien können Experten Videos hochladen, in denen sie Inhalte erklären, vereinfachen und visualisieren. Sie können außerdem zu bestimmten Aktivitäten wie Musizieren, Kochen oder Heimwerken anleiten.
Was können Menschen in den sozialen Medien lernen?
Die Bandbreite an verfügbaren Inhalten erstreckt sich von fast allen Schulfächern über Recht und Wirtschaft bis hin zu grundlegenden Fähigkeiten wie Reifenwechseln und Kochen.
Welche sozialen Medien eignen sich für Bildungszwecke?
Viele Menschen lernen mithilfe von Plattformen wie YouTube, Instagram und TikTok.
Warum ist Social Media für Bildung so beliebt geworden?
Social Media ist für die Bildung geeignet, weil komplexe Inhalte einfach und unterhaltsam aufbereitet und visualisiert werden können. Du kannst sie jederzeit und überall abrufen, pausieren und wiederholen.
Welche Nachteile hat es, sich über soziale Medien weiterzubilden?
In den sozialen Medien ist die Echtheit der Informationen niemals gesichert. Zudem gibt es auf den meisten Plattformen viele andere Inhalte, die vom Lernen ablenken.