BeReal Risiken: Ist BeReal eine sichere Social Media-Plattform?
Das soziale Netzwerk BeReal animiert Nutzer dazu, innerhalb von zwei Minuten ein Foto aus ihrem aktuellen Leben zu schießen. Bearbeitungsmöglichkeiten und Filter gibt es nicht, auch keine Influencer oder "Gefällt-mir"-Angaben. Das klingt zunächst sehr angenehm. Doch ist BeReal sicher für Kinder und Jugendliche oder kann auch die Authentizität Risiken mitbringen?
Ist BeReal sicher? Das Wichtigste im Überblick:
Die App BeReal fordert ihre Nutzer täglich zu einem zufälligen Zeitpunkt auf, ein spontanes, unbearbeitetes Foto zu posten. So sollen Menschen ihre Freunde möglichst authentisch erleben.
Leider ist auch BeReal nicht sicher für Jugendliche, denn neben Datenschutzproblemen bestehen psychischer Druck und die Gefahr von Cybermobbing.
Kinder und Jugendliche sollten umfassend über die Risiken von BeReal aufgeklärt werden, bevor sie die App benutzen dürfen.
BeReal: Keine Filter, keine Likes und keine Influencer
BeReal ist ein soziales Netzwerk, das seinen Nutzern einmal täglich eine Push-Benachrichtigung sendet. Diese fordert dazu auf, innerhalb von zwei Minuten ein Foto zu machen. Dafür werden sowohl Front- als auch Rückkamera verwendet, der Zeitpunkt der Benachrichtigung ist zufällig gewählt. Entstehen soll eine Plattform, auf der Menschen nur völlig ungefilterte, authentische Einblicke in ihr Leben teilen können.
Fotografieren sich die Nutzer innerhalb der vorgegebenen zwei Minuten, belohnt sie BeReal mit zwei weiteren Fotos. Diese können die Nutzer zu selbstgewählten Zeitpunkten aufnehmen. Wer das Zeitfenster nicht einhält, weil er beispielsweise zu oft auf "Neu aufnehmen" klickt, erhält dieses Privileg nicht. Außerdem wird sein Foto als "Late BeReal", also als "spät" gekennzeichnet. So sollen andere Nutzer erkennen können, welche Bilder gestellt sind und welche nicht.
"Influencer zu werden, dürfte bei BeReal schwerer fallen als andernorts. Es können keine Bilder hochgeladen, nur welche in der App aufgenommen werden."
Quelle: Katharina Brenner-Mayer, Autorin
Weil für gewöhnlich nur einmal am Tag ein Bild gemacht wird, können Kinder und Jugendliche auf BeReal nicht so viel Zeit verbringen wie beispielsweise auf Instagram oder TikTok. Außerdem werden die Möglichkeiten, mit Fremden in Kontakt zu kommen, eingeschränkt: Nur wer heute selbst ein Foto von sich hochgeladen hat, kann die Fotos anderer Personen sehen. Kommentare können nur Nutzer schreiben, die auf BeReal mit dem Hochladenden befreundet sind.
Die Natur von BeReal könnte Jugendliche, die unter den zahlreichen Filtern und unrealistischen Schönheitsidealen von Instagram und Co leiden, entlasten. Durch die Kennzeichnung von Bildern als "late" könnten sie außerdem ein besseres Verständnis dafür entwickeln, wie ein authentisches Bild aussieht und welche Fotos gestellt sind. Weil keine Follower oder Likes gezählt werden, gibt es auch keine Wettbewerbskomponente. Deshalb, glauben manche Eltern, ist BeReal sicher und andere soziale Netzwerke sind es nicht. Leider ist es nicht so einfach.
Ist BeReal sicher, nur weil es anders ist?
Der durch die ausbleibenden Follower und Schönheitsideale entfallende Druck manifestiert sich bei BeReal leider an anderer Stelle. Der Zwang, die Privatsphäre preiszugeben, kann für Teenager unangenehm sein. Jugendliche können sich in die Ecke gedrängt fühlen, wenn sie sich in einer möglicherweise persönlichen Situation fotografieren sollen, bevor sie die Inhalte ihrer Freunde ansehen können. Außerdem kann die Fähigkeit, den Augenblick zu genießen, durch die zufälligen Aufforderungen verlorengehen.
Beachte auch, dass fremde Menschen über BeReal Kontakt zu deinen Kindern aufnehmen können. Wenn die Fotos deines Kindes jemandem gefallen, kann er eine Freundschaftsanfrage senden. Nimmt das Kind sie leichtfertig an, kann es damit die Tür für Mobber und sogar für pädophile Menschen öffnen, die es sexuell belästigen möchten.
Der Modus "Discovery" auf BeReal zeigt neben den Fotos der eigenen Freunde auch Einblicke in fremde Leben. Auch hier ergeben sich Gefahren. Denn weil die Bilder auf BeReal nicht moderiert oder überwacht werden, könnten Kinder und Jugendliche auf unangemessene Fotos stoßen. Dazu zählen beispielsweise sexuell anstößige Inhalte.
Ab der nächsten Foto-Benachrichtigung zeigt die App die Bilder des vergangenen Tages nicht mehr an. Vorher jedoch können Nutzer Screenshots von den Fotos machen. Das bedeutet, dass andere Menschen Bilder aufbewahren und im Internet veröffentlichen können, die private Momente aus dem Leben deines Kindes zeigen. Dein Kind ist auf BeReal nicht sicher vor Cybermobbing und anderen Angriffen, solange diese Screenshots möglich sind.
Auch bezüglich der Cyber-Security ist BeReal nicht sicher. Experten der mediaTest GmbH haben versucht, eine sogenannte "Man-in-the-Middle"-Attacke bei BeReal durchzuführen. Sie hatten Erfolg - das bedeutet, Fremde können sich zwischen deinen Nachwuchs und die Empfänger seiner Fotos schalten. Das gilt jedoch nur für die iOS-Version von BeReal.
So hilfst du deinem Kind, sich sicher auf BeReal zu bewegen
Laut der Nutzungsbedingungen ist BeReal für Jugendliche ab dreizehn Jahren vorgesehen. Für jüngere Kinder ist BeReal nicht sicher, denn sie können die Risiken der App nicht ausreichend abschätzen. Auch mit Jugendlichen im passenden Alter solltest du ein Aufklärungsgespräch führen. Ihr könnt beispielsweise besprechen, was auf BeReal passieren kann, wo dein Kind Hilfe findet und wie es unangemessenes Verhalten melden kann.
BeReal motiviert Teenager, Bilder zu schießen, ohne darüber nachzudenken. Deshalb solltest du dein Kind erinnern, es trotzdem zu tun. Der Jugendliche soll sich insbesondere den Hintergrund des Fotos noch einmal ansehen, bevor er es postet, und prüfen, ob möglicherweise private Gegenstände zu sehen sind. Vielleicht ist es dem Fünfzehnjährigen später doch unangenehm, wenn seine Freunde wissen, dass sein Teddy auf dem Bett sitzt, oder dass eine Fußpilz-Creme im Badezimmer steht.
Wichtige Einstellungen bei BeReal
BeReal ermöglicht es Nutzern, zu entscheiden, welches Publikum ihre Fotos ansehen kann. Jugendliche sollten hier immer "Freunde" auswählen und niemals "Alle". Außerdem sollten sie die Freigabe ihres Standorts deaktivieren, damit dieser nicht neben dem Foto angezeigt wird.
Manchmal kommt die Foto-Aufforderung von BeReal in einem unpassenden Moment. Vermittle deinem Kind deshalb, dass es nicht immer so schnell wie möglich reagieren muss. Das Abendessen mit der Familie beispielsweise sollte eine medienfreie Zeit bleiben, wenn es auch zuvor immer eine war. Außerdem sollte dein Kind verstehen, dass es auf Konzerten oder bei anderen einmaligen Erlebnissen keine BeReal-Fotos machen muss. Stattdessen soll es einfach den Moment genießen - und seinen Freunden später davon erzählen.
Die umfassendste Absicherung erreichst du, wenn du den leistungsstarken Internet-Rechtsschutz von SaferYou abschließt. Wir sind im Falle von Cybermobbing oder sexueller Belästigung für dich und deine Familie da. Aber auch nach einem Hacking-Angriff, dessen Vorkommen bei BeReal nicht ausgeschlossen werden kann, stehen wir an deiner Seite. So können wir dir beispielsweise helfen, Mobbing-Postings zu löschen, Strafanzeigen zu erstatten und Vermögensschäden wieder auszugleichen.
FAQ
Was ist BeReal?
BeReal ist ein soziales Netzwerk, das Nutzer täglich auffordert, sich zu einem zufälligen Zeitpunkt zu fotografieren. Ein dafür voreingestelltes Zeitfenster und fehlende Bearbeitungsoptionen sollen für mehr Authentizität sorgen.
Ist BeReal sicher für Kinder und Jugendliche?
In Bezug auf Gefahren wie unrealistische Schönheitsideale und den Vergleich mit anderen Personen ist BeReal sicher. Trotzdem kann die App für Jugendliche stressig und gefährlich sein.
Wo liegen die Gefahren bei BeReal?
BeReal kann psychischen Druck aufbauen und Kinder und Jugendliche in unangenehme Situationen bringen. Denn sie können sich gedrängt fühlen, sich zu fotografieren, obwohl sie sich eigentlich gerade nicht zeigen wollen. Cybermobbing und sexuelle Belästigung sind ebenfalls möglich.
Ab welchem Alter ist BeReal sicher nutzbar?
Du solltest die Altersfreigabe von 13 Jahren für die BeReal-App respektieren. Für jüngere Kinder ist BeReal nicht sicher.
Wie kann ich BeReal sicher gestalten?
Sprich mit deinem Kind über den Charakter der BeReal-App und kläre es darüber auf, wie es mit dem aufgebauten Druck umgehen kann. Deaktiviert gemeinsam die Standortfreigabe und wählt aus, dass nur Freunde die Bilder sehen dürfen.