Altersfreigabe: Ist TikTok gefährlich für Kinder und Jugendliche?
Die Plattform TikTok ist eine der jüngsten Erscheinungen in der Welt der sozialen Medien. Im Jahr 2018 hat sie sich von China aus in kürzester Zeit weltweit verbreitet. Vor allem junge Menschen sind an der App für kurze Videoclips interessiert. Doch TikTok steht immer wieder in der Kritik und wurde in einigen Ländern sogar verboten. Wir erklären, wie die chinesische Software funktioniert, welche Gefahren lauern und wie es um die TikTok Altersfreigabe und deren Kontrolle steht.
Gefahren durch TikTok: Das Wichtigste im Überblick
TikTok wird von der Firma ByteDance betrieben, die eng mit der chinesischen Regierung zusammenarbeitet.
Der Algorithmus von TikTok zeigt den Nutzern die Videos so an, dass sie die App möglichst lange nutzen.
Gefahren bei TikTok entstehen durch den oft kritisierten Datenschutz, gefährliche Challenges, einen schwachen Jugendschutz und Fake News.
Schutz bei der Nutzung bieten die TikTok Altersfreigabe, verschiedene Einstellungen in der App, der Abschluss einer Internet-Rechtsschutzversicherung und die richtige Nutzung.
Die Arbeitsweise von TikTok
Hinter der TikTok-App steht das chinesische Unternehmen ByteDance mit Sitz in Peking. Als eines der führenden Internetunternehmen der Volksrepublik arbeitet ByteDance eng mit dem Ministerium für Öffentliche Sicherheit und der Kommunistischen Partei zusammen. Die genauen Beziehungen sind nicht bekannt, dürften aber sehr eng sein. Das Unternehmen hat für seine Videoplattform einen eigenen Algorithmus entwickelt, der die Videos automatisch nach den Interessen, dem Standort und dem Verhalten der Nutzer auswählt, um eine möglichst lange Nutzung der App zu fördern.
Die User von TikTok sind überwiegend jünger und nutzen die Software als Unterhaltungs-, Kommunikations- und Informationsplattform. Im zweiten Quartal 2024 hatte TikTok bereits 1,59 Milliarden Nutzer weltweit, wobei die TikTok Altersfreigabe diskussionswürdig ist. Schlagzeilen macht die App aber auch wegen anderer Gefahren, die von ihr ausgehen (können), was wir dir im folgenden Kapitel erläutern wollen.
Gefahren durch TikTok
TikTok steht immer wieder in der Kritik, nicht nur wegen der TikTok Altersfreigabe. So gibt es Probleme mit dem Datenschutz, den auf der Plattform veröffentlichten Mutproben, der möglichen Propaganda durch den chinesischen Staat und dem Jugendschutz.
Datenschutz
TikTok steht im Verdacht, unzählige Daten seiner Nutzer über persönliche Informationen, Nutzerverhalten, Standorte und Geräte zu sammeln. Durch die engen Kontakte zum chinesischen Staat besteht der Argwohn, dass die Regierung die Daten auswertet und nutzt. In Deutschland und der EU wurden bereits Bußgelder gegen TikTok wegen Verstößen gegen Datenschutzbestimmungen verhängt. ByteDance entgegnet jedoch allen Vorwürfen, dass die Daten auf Servern außerhalb Chinas liegen und der Staat daher keinen Zugriff darauf habe. Eine abschließende Klärung der Frage ist nicht möglich.
Challenges
Als Videoplattform müssen die Nutzer die Grenzen der Inhalte immer weiter ausdehnen, um Aufmerksamkeit für ihre Inhalte zu erlangen. Aus diesem Grund haben sich bereits mehrfach gefährliche Mutproben, sogenannte Challenges, auf TikTok entwickelt. Dabei beginnen Nutzer, gefährliche Handlungen zu filmen und fordern andere User in ihrem Freundeskreis auf, es ihnen gleich zu tun. Da sich die so angesprochenen Jugendlichen häufig noch nicht über die Konsequenzen im Klaren sind und in der Gruppe nicht als mutlos erscheinen wollen, lassen sie sich darauf ein. Bei Challenges kam es bereits zu tödlichen Unfällen, weshalb die TikTok Altersfreigabe eine wichtige Rolle spielt.
Tod durch "Blackout-Challenge"
Ein tragischer Fall ereignete sich im April 2024. Ein erst 13-jähriges Mädchen aus Hessen nahm an einer Mutprobe teil, der sogenannten Blackout-Challenge. Dabei würgen oder strangulieren sich die Teilnehmer teilweise bis zur Bewusstlosigkeit. Bei der Jugendlichen aus Kassel ging die Strangulation mit einem Gürtel so weit, dass sie am nächsten Morgen von ihren Eltern tot aufgefunden wurde. Die schrecklichen Live-Aufnahmen fanden die Eltern auf dem Handy ihres Kindes.
Propaganda und Fake News
Für viele Kinder und Jugendliche ist TikTok bereits zur wichtigsten Informationsquelle geworden. Unternehmen, Politiker und Influencer nutzen die Plattform, um Botschaften zu verbreiten. Dabei wird die Plattform kaum auf Fake News oder unangemessene Hetze überprüft. Zudem steht TikTok im Verdacht, unterschwellige Propaganda der chinesischen Regierung zu verbreiten und so Parteiinteressen durchzusetzen. Der Wahrheitsgehalt der Vorwürfe kann nicht abschließend geklärt werden.
Jugendschutz
Beim Jugendschutz verlassen sich die Anbieter ausschließlich auf die TikTok Altersfreigabe. Diese legt ein Mindestalter von 13 Jahren fest. Darüber hinaus gibt es einige Einschränkungen für die Konten der jüngeren Nutzer, die jedoch mit einer Software außerhalb der Plattform deaktiviert werden können. Jugendliche mit einem Mindestmaß an technischen Fähigkeiten haben trotz der TikTok Altersfreigabe alle Möglichkeiten. Damit sind sie bereits allen Gefahren wie Cybermobbing, Sucht, Identitätsdiebstahl oder ungeeigneten Inhalten ausgesetzt.
Schutz bei der Nutzung von TikTok
Als Nutzer von TikTok oder als Erziehungsberechtigter deiner Kinder hast du einige Möglichkeiten, um eine sichere Nutzung der Plattform zu gewährleisten. Dazu stehen dir die Kontoeinstellungen und die Maßnahmen für eine angemessene Nutzung zur Verfügung.
TikTok Altersfreigabe
Die TikTok Altersfreigabe besagt, dass die Nutzung erst ab einem Mindestalter von 13 Jahren erlaubt ist. Darüber hinaus sind für die Altersgruppe der unter 16-Jährigen bestimmte Funktionen automatisch voreingestellt und nicht nutzbar. Insbesondere Einstellungen, die Cybergrooming oder Cybermobbing ermöglichen, sind deaktiviert. Alle Funktionen können deine Kinder jedoch selbst wieder aktivieren.
Einschränkungen bei TikTok für Nutzer unter 16 Jahren
Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren erhalten ein Konto mit Voreinstellungen, die sie automatisch schützen. Diese Einstellungen umfassen folgende Maßnahmen:
Kein Kontakt per Privatnachricht
Kommentare nur durch Freunde möglich
Funktionen Stitch und Duett abgeschaltet
Downloads nicht möglich
Virtuelle Geschenke deaktiviert
Keine Live-Videos
Begleiteter und eingeschränkter Modus
Neben dem Konto für sehr junge Nutzer bietet TikTok einen begleiteten und einen eingeschränkten Modus. Der begleitete Modus ist für die Überwachung durch die Eltern gedacht. Du kannst die Bildschirmzeit, die Kontaktmöglichkeiten und die Filter für den "For You“-Feed mitbestimmen. Inhalte, Nachrichten oder Kommentare kannst du aus Datenschutzgründen nicht sehen. Der eingeschränkte Modus ist ähnlich aufgebaut und verwehrt dem Nutzer ebenfalls einige Funktionen. Dazu gehört vor allem das Blockieren von nicht jugendfreien Inhalten. Damit ist der eingeschränkte Modus ein idealer Nachfolger für den begleiteten Modus.
Internet-Versicherung
Kommt es bei der Nutzung von TikTok zu einem Schaden, kann dies existenzbedrohend sein, wenn Haftungsfragen auftauchen. Hat dein Nachwuchs beispielsweise durch sein unbewusstes Handeln einen Vermögensschaden bei Dritten verursacht, kann dies zu Schadensersatzansprüchen gegen dich führen. Deshalb ist es ratsam, eine leistungsstarke Internet-Rechtsschutzversicherung wie von SaferYou abzuschließen. Diese hilft dir nicht nur bei schwierigen Rechtsfragen durch Experten und Anwälte, sondern übernimmt im Haftungsfall auch die Schadenssumme.
Sachgemäße Nutzung
Der beste Schutz vor den Gefahren von TikTok ist der richtige Umgang damit. Kinder, Jugendliche und auch du als Erwachsener sollten immer über genügend Medienkompetenz verfügen, um soziale Medien gefahrlos nutzen zu können. Dazu gehören das Erkennen von Fake News, das Umgehen von gefährlichen Challenges, die richtige Reaktion bei privaten Kontaktaufnahmen und der Schutz vor Cybermobbing oder Cybergrooming. Für das Erlernen von Medienkompetenz stehen dir verschiedene Anlaufstellen zur Verfügung. Dort findest du auch genügend Lernmaterial für deine Kinder.
"Die Unterhaltungsindustrie erzieht momentan die Jugend, nicht die Schule und nicht die Eltern."
Quelle: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
FAQ
Wie überprüft der Anbieter die TikTok Altersfreigabe?
TikTok ist erst ab einem Alter von 13 Jahren erlaubt. Nutzer unter 18 Jahren benötigen die Zustimmung ihrer Eltern. Problematisch ist allerdings, dass TikTok das Alter nicht überprüft und sich auf die Selbstauskunft der Nutzer verlässt.
Kostet TikTok Geld?
Das Herunterladen der App und die generelle Nutzung sind kostenlos. Allerdings bietet die Plattform die Möglichkeit, seinen Idolen Geschenke in Form von "TikTok Coins" zu machen, die zuvor gekauft werden müssen. Auch diese Funktion stellt eine Gefahr für Jugendliche dar.
Kann ich die von TikTok angebotenen Songs lizenzfrei nutzen?
TikTok gibt an, dass die Songs auf der Plattform bedenkenlos genutzt werden können. Problematisch kann es allerdings werden, wenn die erstellten Videos auf Facebook, Instagram oder WhatsApp geteilt werden, da sich dann neue Lizenzfragen ergeben.