Cybermobbing-Erfahrungen: Wie man mit den negativen Folgen von Cybermobbing umgehen kann
Kommt es in digitalen Räumen zu wiederholten Angriffen auf eine Person, spricht man von Cybermobbing. Die Beleidigungen, Bedrohungen und Bloßstellungen im Internet können die Betroffenen schwer belasten. Doch das Gehirn ist flexibel und lernfähig - und kann es schaffen, die schlimmen Erfahrungen zu überwinden.
Umgang mit Cybermobbing: Das Wichtigste im Überblick
Auch lange nach dem Ende des Cybermobbings können Betroffene unter einem schwachen Selbstwertgefühl, sozialen Ängsten und Furcht vor dem Internet leiden.
Opfer von Cybermobbing müssen ihr Selbstwertgefühl aktiv stärken und sollten sich weder aus dem Internet noch aus dem realen Sozialleben zurückziehen.
In einigen Fällen können eine Therapie und bestimmte Medikamente den Umgang mit Cybermobbing-Erfahrungen erleichtern.
Umgang mit Cybermobbing-Erfahrungen: Das sind die Folgen
Der Umgang mit Cybermobbing-Erfahrungen ist abhängig von der Persönlichkeit eines Menschen, möglichen Vorbelastungen und den konkreten Erlebnissen. Die Konsequenzen können von einer emotionalen Belastung bis zu langanhaltenden Schäden reichen.
Möglich sind beispielsweise folgende Auswirkungen:
- Auch nach Ende des Mobbings prüfst du immer wieder dein Smartphone und soziale Netzwerke. Dabei können Gefühle von Nervosität und Angst aufkommen. Möglicherweise hast du Angst davor, Informationen und Bilder im Netz zu teilen.
- Es bleibt ein verletztes Selbstwertgefühl zurück. Du siehst dich in vielen Situationen als schuldig und wertlos und kannst nicht an dich glauben.
- Du isolierst dich, möglicherweise aufgrund sozialer Ängste. Das Knüpfen von Kontakten und der Aufenthalt in Menschengruppen fallen schwer.
- Du entwickelst körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Appetitlosigkeit, Heißhunger oder Schlafstörungen.
- Es kommt zu depressiven Verstimmungen, Panikattacken, selbstverletzendem Verhalten oder anderen psychischen Erkrankungen. Möglicherweise empfindest du dein Dasein als sinnlos und verlierst den Lebensmut.
- Du hast Rachegedanken, bist häufig wütend und neigst vielleicht zu Aggressionen.
Wichtig: Wenn du Suizidgedanken hast, wende dich bitte an die Telefonseelsorge oder einen Arzt. Es ist möglich, dein Leid zu beenden, ohne dein Leben aufs Spiel zu setzen!
So verlässt du die Mobbing-Spirale
In einigen Fällen sind die Haupttäter aus dem realen Leben bekannt, zum Beispiel als Kollegen oder Mitschüler. Dann ist es wichtig, dass ihr das Cybermobbing gemeinsam aufarbeitet. Wenn die Täter ihre Schuld anerkennen und ihre Fehler eingestehen, kann das den Heilungsprozess deutlich erleichtern.
"Das findet aber meist nicht in einem einmaligen Gespräch statt, durch das alles ausgeräumt oder verziehen ist, sondern gestaltet sich eher als ein längerer Auseinandersetzungsprozess."
Prof. Peter Henningsen, Direktor der Klinik und Poliklinik Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der TU München
Gelingt der Umgang mit Cybermobbing-Tätern im realen Leben nicht oder bleibt zu viel Angst zurück, solltest du einen Tapetenwechsel in Betracht ziehen. Eine andere Schule oder ein anderer Arbeitsplatz ermöglichen einen Neubeginn. Dasselbe gilt für das Internet: Hier solltest du dir neue Accounts anlegen, die den Tätern nicht bekannt sind. Auch eine neue Mailadresse und/oder Telefonnummer können nötig sein, falls diese Bereiche ebenfalls vom Cybermobbing betroffen waren.
Kein Rückzug: Das Internet neu erleben
Das Internet ist in der heutigen Zeit ein wichtiger Raum der Sozialisierung. Vermeide deshalb einen Rückzug aus dem Netz, auch wenn du schlechte Erfahrungen gemacht hast. Stattdessen kannst du die Privatsphäre-Einstellungen der sozialen Netzwerke nutzen, um dir einen sicheren Rahmen für den Umgang mit Cybermobbing-Erfahrungen zu schaffen.
Nimm nur Personen in deine Freundesliste auf, die du aus dem realen Leben kennst und als vertrauenswürdig erachtest. In ihrer Gegenwart kannst du das Internet als nicht bedrohlich, sondern als Ort zum Teilen von Ideen, Gedanken und Erinnerungen erleben. Stelle dafür in deinen Profilen ein, dass nur deine Freunde deine Posts sehen und kommentieren dürfen.
Kein Opfer mehr: Das Selbstwertgefühl neu stärken
Der Umgang mit Cybermobbing-Erfahrungen wird oft durch die schlimmen Erinnerungen erschwert, die immer wiederkehren. Versuche, sie im Gespräch mit Vertrauenspersonen aufzuarbeiten, die dir zuhören und dir vermitteln, dass deine Gefühle valide sind.
Falls du soziale Ängste entwickelt hast, ist es wichtig, dass du in einem sicheren Rahmen auf neue Menschen zuzugehen lernst. Ein solcher Rahmen können beispielsweise Vereine oder Stammtische sein, bei denen du Personen kennenlernen kannst, die deine Interessen und dein Persönlichkeitsprofil teilen.
Vermutlich hat auch dein Selbstwertgefühl unter dem Cybermobbing gelitten. Hier können dir positive Affirmationen helfen. Mache eine Liste mit Eigenschaften, die du selbst an dir magst. Fällt dir das schwer, können deine Freunde und Familienmitglieder helfen. Aus der Liste kannst du nun Affirmationen bilden, also positive Sätze, die du dir regelmäßig wie ein Mantra vorsagst.
Beispiele für positive Affirmationen können sein:
- Ich bin ein wertvoller Mensch für andere, denn ich bin hilfsbereit, ein guter Zuhörer und ein loyaler Freund.
- Ich bin kreativ, fantasievoll und begeisterungsfähig. In der Kunst kann ich Großes erreichen.
- Ich mag mich so, wie ich bin!
Um dein Selbstwertgefühl zu stärken, kann außerdem ein "abendlicher Rückblick" helfen. Nimm dir vor dem Einschlafen täglich etwas Zeit und frage dich, was heute gut und schlecht lief. Lobe dich für Erfolge und sprich zu dir, wie du mit einem Freund sprechen würdest: "Das lief nicht optimal, aber ich war mutig und besonnen und habe mich gut geschlagen."
Sollten dich Panik und Anspannung im Alltag begleiten, können dir Entspannungstechniken wie Yoga, Tai Chi und Meditation helfen. Im Akutfall greifen viele Menschen auf Atemübungen zurück. Diese erlauben es dir, in Momenten, die dich an deine Erfahrungen erinnern und Angst machen, neue Kraft zu finden. Auch Bewegung stärkt dein Selbstwertgefühl. Denn Schwimmen, Joggen, Ballsport und das Fitnessstudio setzen Endorphine und ein Gefühl von Stärke frei.
Selbstwert
Selbstwert ist nicht dasselbe wie Selbstvertrauen. Dein Selbstvertrauen bezieht sich auf deine Fähigkeiten und ermöglicht es dir, deine Kompetenz richtig einzuschätzen. Das Selbstwertgefühl setzt deutlich früher an. Es definiert, ob du dich selbst als wertvollen Menschen betrachtest, der die Liebe und den Respekt Anderer verdient.
Angst und Depression: Mit Therapie gegen typische Spätfolgen
Im Umgang mit Cybermobbing-Erfahrungen können manche Menschen eine Therapie benötigen. Dort finden sie einen geschützten Raum, um über das Erlebte zu sprechen und es professionell aufzuarbeiten. Ein ausgebildeter Therapeut kann dir helfen, deine Erfahrungen einzuordnen. Er vermittelt dir Strategien zur Bewältigung deiner Erinnerungen und zur Stärkung deines Selbstwertgefühls.
Unterstützende Seminare
Du kannst auch einen Schlagfertigkeits-Kurs oder ein Soziales Kompetenztraining buchen. Diese Seminare helfen dir dabei, zu lernen, wie du Grenzen setzt, deine Bedürfnisse durchsetzt, im Konflikt konterst und Nein sagst.
Begleitend zur Therapie können in manchen Fällen Medikamente eingesetzt werden. Depressive Verstimmungen oder Schlafstörungen können dafür sorgen, dass du nicht die Energie hast, um dein Problem aufzuarbeiten. Ein Arzt kann Psychopharmaka verschreiben, die die Antriebs- oder Schlaflosigkeit eindämmt. Meist ist das nur zu Beginn der Therapie der Fall.
In Deutschland kann es sehr schwer sein, einen Therapeuten zu finden. Viele Menschen warten mehrere Monate. SaferYou kann dich in dieser Übergangsphase auffangen. Hast du unseren Internets-Rechtsschutz abgeschlossen, bieten wir dir telefonische psychologische Soforthilfe bei Cybermobbing. Außerdem unterstützen wir dich dabei, die Mobbing-Inhalte löschen zu lassen und rechtlich gegen die Täter vorzugehen.
FAQ
Wie wirkt sich Cybermobbing auf einen Menschen aus?
Viele Betroffene bleiben mit sozialen Ängsten, einem unsicheren Umgang mit dem Internet und einem schwachen Selbstwertgefühl zurück. Auch Aggressionen und körperliche Beschwerden sind möglich.
Wer hilft mir beim Umgang mit Cybermobbing?
Der korrekte Umgang mit Cybermobbing erfordert ein umfassendes Sicherheitsnetz. Deine Freunde und deine Familie bilden den Anfang. Therapeuten, Seminarleiter und Telefonseelsorger können dir helfen, deine Erfahrungen zu verarbeiten.
Wie sieht der richtige Umgang mit Cybermobbing-Erfahrungen aus?
Im Umgang mit Cybermobbing-Erfahrungen ist es besonders wichtig, dass du dein Selbstwertgefühl stärkst und Angst abbaust. Dabei helfen beispielsweise positive Affirmationen, Sport, Entspannungsübungen und Gespräche mit Freunden.
Wie kann ich mich im Internet wieder sicher fühlen?
Nutze hierfür deine Privatsphäre-Einstellungen. Lege neue Accounts im Internet an und erlaube nur realen Freunden Zugriff auf deine Postings.
Brauche ich eine Therapie, wenn ich im Netz gemobbt wurde?
Eine Therapie kann im Umgang mit Cybermobbing-Erfahrungen helfen, wenn sich aus dem Erlebnis psychische Erkrankungen entwickelt haben. Sie ist jedoch nicht zwangsläufig nötig.