Was ist der digitale Fußabdruck und wie lassen sich die Daten schützen?
Hast du schon einmal versucht, barfuß über einen Strand zu laufen, ohne Fußabdrücke zu hinterlassen? Ein Ding der Unmöglichkeit - und das gilt auch für das Surfen im Internet. Sobald du dich auf Webseiten bewegst, hinterlässt du Spuren. Dies kann aktiv von dir gesteuert werden, indem du zum Beispiel etwas in sozialen Netzwerken postest. Oder passiv, wenn Webseitenbetreiber Informationen über dich sammeln, um dir gezielt Werbung zukommen zu lassen oder deine Kreditwürdigkeit zu messen. Was genau sich hinter dem Begriff verbirgt, welche Gefahren mit einer Identität im Internet verbunden sind und wie du deine Daten schützen kannst, verraten wir dir in diesem Ratgeber zum Thema "Digitaler Fußabdruck".
Digitaler Fußabdruck: Das Wichtigste im Überblick
Jede Bewegung im Internet hinterlässt Datenspuren.
Unternehmen sammeln die Daten legal.
Kriminelle beschaffen sich die Daten auf verschiedenen illegalen Wegen.
Ein digitaler Fußabdruck kann zu Straftaten wie Identitätsdiebstahl, Cyberstalking, Cybermobbing oder Erpressung führen.
Das Recht auf Vergessenwerden ermöglicht es, die Löschung personenbezogener Daten zu verlangen.
Die Verwendung von BrowserAddons, VPNVerbindungen oder entsprechende Einstellungen der Privatsphäre schützen vor Datenspeicherung.
Ein digitaler Fußabdruck lässt sich nie ganz vermeiden oder rückgängig machen.
Digitale Identität und digitaler Fußabdruck
Wie im wirklichen Leben baust du dir auch im Internet durch deine Bewegungen eine immer größere Identität auf. Fast alles, was du tust, ist nachvollziehbar und wird von den Betreibern der jeweiligen Websites gespeichert. Du hinterlässt Spuren, wenn du online einkaufst, Überweisungen machst, Nachrichten liest, E-Mails schreibst oder Fitness-Tracker benutzt. Vor allem dein Verhalten in den sozialen Medien schärft deine Identität. All dies geschieht ohne dein aktives Zutun, weshalb dein digitaler Fußabdruck in diesen Fällen als passiv bezeichnet wird. Du kannst aber auch bewusst einen aktiven digitalen Fußabdruck hinterlassen. Dies geschieht durch Postings in sozialen Netzwerken, Kommentaren auf Youtube oder das Verfassen von Beiträgen in Foren und Blogs.
Auf den ersten Blick gibt es keinen Grund, sich über deinen digitalen Fußabdruck Gedanken zu machen. Ganz im Gegenteil, denn er kann auch Vorteile für dich haben, indem du zum Beispiel nur personalisierte und für dich relevante Werbung erhältst oder Nachrichten angezeigt bekommst, die dich wirklich interessieren. Da das Internet aber auch voller krimineller Machenschaften ist, können dir Betrüger und Diebe über einen digitalen Fußabdruck schnell auf die Spur kommen, was schwerwiegende Folgen haben kann.
Digitaler Fußabdruck von Fitness-Trackern
Viele Menschen nutzen Fitness-Tracker, um ihre sportlichen Leistungen zu dokumentieren oder um im Alltag Informationen über Werte wie Pulsschlag, Blutdruck, Kalorienverbrauch oder Schlaffrequenz zu erhalten. Dabei entsteht ein digitaler Fußabdruck hochsensibler Gesundheitsdaten der Nutzer. Diese können Kriminelle für Stalking, Erpressung sowie Diskriminierung am Arbeitsplatz oder bei Versicherungen nutzen.
Zugriff auf den digitalen Fußabdruck
Es stellt sich die Frage, wie fremde Personen oder Unternehmen an deinen digitalen Fußabdruck mit all seinen Daten und Informationen gelangen. Dabei müssen wir zwischen legalen und illegalen Methoden der Datenbeschaffung unterscheiden.<br>
A) Legale Datenbeschaffung
Bei der legalen Methode nutzen Unternehmen die Daten, die du als Nutzer oder Kunde hinterlässt. Dies geschieht zum Beispiel über Cookies und Tracking-Technologien, denen du vorher zugestimmt hast. Damit werten die Betreiber der Websites deine besuchten Seiten, deine Verweildauer, deine Klicks und deine Suchanfragen aus.
Andererseits nutzen sie deine Daten aus Bestellungen, Interaktionen in sozialen Medien oder Transaktionen in Online-Shops. Oder die Unternehmen kaufen digitale Fußabdrücke von spezialisierten Datendienstleistern. Du als Nutzer profitierst von Werbung und Inhalten, die speziell auf deine Interessen zugeschnitten sind.
B) Illegale Datenbeschaffung
Illegale Datenbeschaffung wird von Kriminellen betrieben, um sich einen finanziellen Vorteil zu verschaffen oder um dich als Opfer zu bedrohen und zu diskreditieren. Um an deine Daten zu gelangen, gibt es im Internet verschiedene illegale Methoden:
Phishing: Durch gefälschte E-Mails oder Webseiten gelangen Kriminelle an deine Logindaten von Konten, um deine Identität auszuspionieren.
Malware: Schadsoftware wie Viren, Trojaner oder Spyware auf deinen Geräten ermöglicht Kriminellen den Zugriff auf deinen digitalen Fußabdruck und alle Daten auf deinem PC oder Handy.
Social Engineering: Kriminelle verleiten dich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in sozialen Netzwerken zur Preisgabe vertraulicher Daten.
Datendiebstahl: Kriminelle können digitale Fußabdrücke im großen Stil entwenden, indem sie Datenlecks ausnutzen oder Unternehmen hacken und deren Datenbanken stehlen.
Darknet: Ein digitaler Fußabdruck kann ein begehrtes Gut sein, weshalb es im Darknet einen Markt mit Angebot und Nachfrage dafür gibt.
Risiken und Gefahren des digitalen Fußabdrucks
Wie bereits erwähnt, ist dein digitaler Fußabdruck in den falschen Händen ein großes Risiko. Wenn Kriminelle auf legale oder illegale Weise Zugang zu deinen Spuren im Internet erlangt haben, können sie ihre Machenschaften auf verschiedene Art und Weise durchführen. Die Liste der illegalen Aktivitäten ist lang:
Erpressung: Nicht alles, was du im Internet machst, darf öffentlich werden. Wenn du Fotos hochgeladen hast, die nicht zu deinem Vorteil sind, sollten diese nicht bei deinem Arbeitgeber landen. Auch Spuren deiner sexuellen Vorlieben sollten besser deine Privatsache bleiben. Kriminelle könnten diese Informationen jedoch nutzen, um dich zu erpressen.
Diskreditierung / Cybermobbing: Ähnlich wie bei der Erpressung verhält es sich mit Cybermobbing und der Diskreditierung von Personen im Internet. Auch hier nutzen Kriminelle private Informationen zu deinem Nachteil. Statt zu drohen, gehen die Täter jedoch direkt an die Öffentlichkeit und schaden dir damit bewusst. Arbeitsplatzverlust oder gar sozialer Abstieg können die Folge sein.
Cyberstalking: Eine weitere kriminelle Handlung im Zusammenhang mit dem digitalen Fußabdruck ist das Cyberstalking. Dabei verfolgen Täter ihre Opfer aus verschiedenen Gründen, wie zum Beispiel einer unerfüllten Liebesbeziehung. Die Kriminellen nutzen den ausgespähten Fußabdruck für weitere Kontaktversuche oder zum Verfolgen von Bewegungen.
Identitätsdiebstahl: Kriminelle können daran interessiert sein, deine Identität zu übernehmen. So können sie in deinem Namen Bestellungen aufgeben, Verträge abschließen oder sich ein Konto in sozialen Medien einrichten. Ein digitaler Fußabdruck hilft den Tätern dabei, die Identität so detailliert wie möglich zu konstruieren.
"Wir können unserem digitalen Fußabdruck nicht entkommen. Unsere Daten sind ein Teil von uns und bleiben es oft ein Leben lang."
Quelle: Christian Milde, Geschäftsführer Kaspersky
Den digitalen Fußabdruck löschen
Wenn du bereits einen großen digitalen Fußabdruck hinterlassen hast, kann es sinnvoll sein, diesen zu verwischen. Das Löschen ist nicht in allen Bereichen möglich, aber es gibt ein Recht auf Vergessenwerden, das in Verbindung mit einigen anderen Aktivitäten dazu führt, dass ein Großteil deiner Spuren verschwinden. Wenn dein digitaler Fußabdruck bereits von Kriminellen für ihre Machenschaften genutzt wurde, kannst du im Übrigen auf die Hilfe einer Internet-Rechtsschutzversicherung zählen, wie sie SaferYou anbietet. Hier bekommst du Rat von Experten und bist im Falle eines Vermögensschadens vor finanziellen Einbußen geschützt.
Namen in Suchmaschinen eingeben: Um herauszufinden, wo deine Identität im Internet veröffentlicht wurde, kannst du in den großen Suchmaschinen nach deinem Namen forschen. Überall dort, wo du nicht genannt werden möchtest, stellst du eine Anfrage an den Webseitenbetreiber und berufst dich auf Artikel 17 der DSGVO.
Privatsphäre einschränken: Wenn du deinen digitalen Fußabdruck nicht mehr mit so vielen Menschen teilen möchtest, kannst du die Einstellungen für deine Privatsphäre einschränken. Lege zum Beispiel in sozialen Medien fest, dass nur ganz bestimmte Personen deine Informationen lesen können und nicht die gesamte Freundesliste.
Lösche passive Spuren: Um die passiven Spuren zu entfernen, die du hinterlässt, solltest du regelmäßig aufräumen. Dazu gehört das Löschen von Cookies, Internetverläufen, Caches, Suchmaschinenanfragen, Standorten oder Autofill-Daten. Dafür gibt es spezielle Tools, die du kostenlos herunterladen kannst. Wenn die passiven Daten im Besitz von Dritten sind, ist eine vollständige Löschung übrigens nicht mehr möglich.
Konten löschen: Du solltest alle deine Accounts und Profile löschen, sobald du sie nicht mehr nutzt. So beugst du der Gefahr vor, dass Kriminelle durch das Knacken von Passwörtern an deine Daten gelangen. Auch nicht mehr genutzte Newsletter oder Treuesysteme solltest du beenden.
Recht auf Löschung
Artikel 17 der Datenschutz-Grundverordnung sieht seit ihrem Inkrafttreten im Jahr 2018 ein Recht auf Löschung personenbezogener Daten vor. Dieses Recht kann von Betroffenen unter bestimmten Voraussetzungen geltend gemacht werden. Dazu gehört, dass die der Datenerhebung zugrundeliegende Einwilligung widerrufen wurde oder die Betroffenen der Datenverarbeitung widersprechen und keine vorrangigen Gründe entgegenstehen.
Schütze deinen digitalen Fußbadruck
Ein digitaler Fußabdruck ist oft für die Ewigkeit und im Nachhinein nur schwer zu verändern. Deshalb solltest du so viel wie möglich dafür tun, dass gar nicht erst Spuren und Information von dir ins Internet gelangen. Natürlich ist es in einem solchen Fall immer am besten, gar keine Informationen preiszugeben, aber die sozialen Medien sind schließlich nicht grundsätzlich etwas Schlechtes, weshalb wir dir dies nicht vorschreiben wollen. Die folgenden Tipps solltest du jedoch beachten:
Privater Browsing-Modus: Browser bieten dir einen sogenannten Inkognito-Modus, in dem Websites deutlich weniger Daten von dir speichern. So vergisst der Browser die von dir besuchten Websites, merkt sich keine automatisch ausgefüllten Anmeldedaten oder löscht Cookies beim Schließen.
Benutze ein VPN: Ein VPN ist ein Netzwerk, das alle Daten zunächst umleitet, sodass sich deine eigene IP-Adresse nicht zurückverfolgen lässt. Das hat den großen Vorteil, dass auch Kriminelle deine Online-Aktivitäten nicht mit dir in Verbindung bringen können. Wie im privaten Browsing-Modus speichern sich Cookies und Browserverläufe gar nicht erst ab.
Einstellungen in Online-Konten: In fast allen Accounts hast du die Möglichkeit, die Einstellungen zu deiner Privatsphäre anzupassen. Auch wenn es lästig erscheint, solltest du von diesem Recht Gebrauch machen und so wenig Datenverarbeitung wie möglich zulassen.
Melde dich nicht über bestehende Accounts bei Dritten an: Viele Websites bieten die bequeme Möglichkeit, sich über bereits bestehende Accounts einzuloggen. So kannst du dich zum Beispiel mit deinem Facebook-, Amazon- oder Google-Account auf anderen Websites anmelden. Der Nachteil ist jedoch, dass die genannten Unternehmen so an deine Daten kommen und diese sammeln.
Browser-Add-ons verwenden: Um digitale Spuren zu vermeiden, kannst du dich auch auf Software verlassen, die diese Aufgabe übernimmt. Durch die Installation von Browser-Add-Ons verhinderst du das Abspeichern deiner Daten. Programme wie "Ghostery" oder "Disconnect" sorgen im Browser dafür, dass Websites daran gehindert werden, Daten zu sammeln.
FAQ
Kann ich Google zur Löschung meiner Daten auffordern?
Wenn du bei Google nicht mehr gefunden werden möchtest, kannst du einen Antrag hierauf stellen. Allerdings kann Google sich auf das Recht der freien Meinungsäußerung und Informationsbeschaffung berufen. Einfacher ist es daher, die Administratoren der jeweiligen Website selbst zu kontaktieren.
Sollte ich immer inkognito surfen?
Im Gegensatz zu VPN schützt der Inkognito-Modus nicht vor der Übertragung der IP-Adresse. Außerdem können einige Websites nicht richtig funktionieren, da sie nicht auf die gespeicherten Daten zugreifen können. Daher ist ein dauerhaftes Surfen im Inkognito-Modus im Gegensatz zur Verwendung von VPN nicht zu empfehlen.
Kann ein digitaler Fußabdruck zum Erhalt von Werbung führen?
Nein. Hat ein Käufer eine Bestellung über das Internet getätigt, kann der Händler die E-Mail-Adresse zwar rein technisch für den Versand von Newslettern und Werbung nutzen, dies ist aber nicht erlaubt. Die Käufer müssen dem Erhalt weiterer E-Mails unbedingt vorher freiwillig zustimmen.
Wie lange speichern Kommunikationsdienstleister meine IP-Adresse?
Eine Vorratsdatenspeicherung soll vermieden werden. Das bedeutet, Kommunikationsdienstleister dürfen die IP-Adresse nicht unbegrenzt speichern. Zum Zwecke der Strafverfolgung sind die Provider jedoch verpflichtet, die IP-Adresse für einen Zeitraum von zehn Wochen zu sichern.